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"Hausarrest" auf Helgoland

Vor Helgoland werden jährlich nur circa einhundert Hummer gefangen. Die tatsächliche Zahl der vor Helgoland lebenden Tiere kennt man nicht genau. Allzu viele können es sicherlich nicht sein. Ist der Helgoländer Hummer quasi gefangen auf der Insel? Vielleicht, so kann man sich fragen, wandern die Hummer ja aus und fühlen sich an anderen Küstengebieten wohler.

Felssockel von Helgoland

Ismeni Walter von der Biologischen Anstalt Helgoland hat es getestet: Theoretisch ist schon ein ganz kleiner Hummer in der Lage, in einer Nacht einen Kilometer zurückzulegen, den erwachsenen Tieren trauen Forscher das 20-fache zu. Er könnte in drei bis vier Wochen an der südenglischen Küste sein, in einem Monat in Norwegen. Er könnte auch gen Süden wandern, vielleicht nach Portugal?
Würden die Tiere tatsächlich wandern, so müssten die Hummer unterschiedlicher Regionen untereinander verwandt sein, und diese Verwandtschaft würde sich in ihren Erbanlagen widerspiegeln. Aber dem ist nicht so: Genetische Analysen, die Dr. Iris Ulrich von der Biologischen Ansalt Helgoland durchgeführt hat, ergaben, dass die einzelnen europäischen Hummer sich nicht miteinander vermischen. In der Abbildung sieht man , dass jede "Hummernation" einen eigenen Ast bildet. Vielleicht werden sogar irgenwann einmal verschiedene Hummerrassen entstehen. Am weitesten entfernt von seinen europdischen Artgenossen hat sich übrigens der Hummer von der italienischen Adria.

Alle europäischen Hummerpopulationen haben einen eigenen Ast. Sie sind nur weitläufig miteinander verwandt.

Die Verhaltensforschung unterstützt die Ergebnisse der genetischen Analyse. An den Lebensweisen der Tiere wird klar, warum -international gesehen- keine Gendurchmischung stattfindet. Die Hummer lieben steinigen, felsigen Untergrund und fühlen sich unwohl auf Sand und Schlick.

Nun befindet sich um Helgoland herum ein kleiner Felssockel, ein Hummerparadies. Doch wenn die Tiere weiter in Richtung offenes Meer wandern, stoßen sie nach etwa 1-2 Kilometern an eine Grenze zu schlickigem Untergrund. Spätestens dann werden sie ihr Vorhaben aufgeben. Auf fünf Quadratkilometern Helgoländer Felssockel haben sie sozusagen Hausarrest.

Heike Rebholz

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(c)  1998 Westdeutscher Rundfunk

Sendedatum: 25.08.1998